Donnerstag, 2. September 2010

Waldpädagogik - was soll's?

Das war heute ein schöner Waldtag! Wir haben gemeinsam am Wald-Sofa den Morgenkreis veranstaltet: Durchzählen der Kinder, Guten-Morgen-Lied, Fingerspiele, Waldregeln lernen und vieles mehr. Anschließend sind wir zum "Wald-Auto" gewandert. Das ist gar kein richtiges Auto, aber die Kinder haben es dazu umfunktioniert - und wenn man genau hinschaut, dann kann man auch eins erkennen. Ich habe so viel mit den Kindern gespielt, daß ich wirklich aus der Puste gekommen bin - na ja, ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. ;-) Elli liegt nun schlafend zu meinen Füßen, und das gibt mir ein wenig Zeit, Euch mal einen Forstkollegen von mir vorzustellen, der im Bereich Waldpädagogik sehr aktiv ist: Klaus Radestock aus Brandenburg. Der hat nämlich als einer der ersten schon vor vielen Jahren in Brandenburg erkannt, wie wichtig es ist, daß Förster sich mit Waldpädagogik beschäftigen und diese den Menschen nahebringen. Neudeutsch heißt das "BNE" - Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Bereits 1862 schrieb der Forstwissenschaftler Landolt in seinem Bericht über den Zustand der Hochgebirgswaldungen an den Schweizer Bundesrat: "Diese Maßnahmen erfordern eine Belehrung des Volkes über seine wahren forstlichen Interessen durch Wort und Beispiel." Es sollte aber noch eine ganze Weile dauern, bis Brandenburg als erstes Bundesland 1995 eine Dienstanweisung zur Wahrnehmung waldpädagogischer Aufgaben durch die Landesforstverwaltung herausgab. Somit ist in Brandenburg die Waldpädagogik - wie inzwischen auch in anderen Bundesländern - forstliche Dienstaufgabe. Und die haben acht Grundsätze, nach denen sie dies umsetzen:

"Haltbarkeit!
Werte die gemeinsam gemachten Erfahrungen mit Deinen Waldbesuchern aus und lasse sie, wenn möglich, "Erinnerungsträger/Anstifter" aus Naturmaterialien fertigen, damit der Tag im Wald einen bleibenden Eindruck hinterläßt, von dem man auch Anderen berichtet.

Ganzheitlichkeit!
Ermögliche Deinen Waldbesuchern eine umfassende, vernetzte und weitsichtige Betragtung von Aspekten und Zusammenhängen sowie vor allem das Gefühl, dass sie selbst Teil der Natur sind und nicht neben oder über ihr stehen.

Nachhaltigkeit!
Versetze Deine Waldbesucher in die Lage, langfristig ("in Generationen" - sowohl achtsam rück-, sorgsam hin- und klug vorausschauend) und damit zukunftsfähig zu denken und zu handeln.

Nächstenliebe!
Lehre Deine Waldbesucher die Goldene Regel, nach der sie ihr ganzes Leben einrichten und gemeinwohlorientiert handeln können.

Situation!
Bedenke für Deine Waldbesucher das recht Angebot und die rechte Methode zur rechten Zeit und am rechten Ort.

Verantwortung!
Lehre Deine Waldbesucher, selbst zu handeln und auch die Folgen für das eigene Handeln zu tragen.

Vorbildwirkung!
Sei als Akteur Vorbild für Deine Waldbesucher und erweise Dich nicht nur als kenntnisreich, sondern auch als lebensfroh, zuversichtlich, aufrichtig, bescheiden, mutig, pflichtbewußt, pünktlich, zuverlässig... - lebe die Werte selbst, die Du bilden willst.

Zielgruppe!
Berücksichtige das Alter, Geschlecht, Wissen sowie die Einstellungen, Lebenserfahrungen und Lebensumstände Deiner Waldbesucher."

Das sind auch meine Prinzipien, mit denen ich in den Kinderwald gehe. Der Kollege Radestock hat noch viel mehr dazu geschrieben, das könnt Ihr unter http://www.mugv.brandenburg.de/cms/media.php/2316/wp_22_06.pdf nachlesen. Außerdem hat der BDF - Bund deutscher Forstleute dazu weitere aktuelle Positionen auf seiner Homepage herausgebracht: http://www.waldpädagogik.de/daten_fakten/was_solls.html

Dann und wann werde ich zukünftig unter "Waldpädagogik aktuell" weitere Infos geben und Euch mehr vom Kollegen Radestock und anderen Förstern erzählen, die in der Waldpädagogik aktiv sind. Schaut doch einfach mal hinein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.